Unsere Orgel in Ergste

Unsere Orgel ist in die Jahre gekommen. In der letzten Zeit traten vermehrt technische Probleme auf, die mit „Bordmitteln“ nicht mehr behoben werden konnten. Au-ßerdem klang die Orgel nicht mehr so, wie sie eigentlich klingen sollte.

Da eine Orgel einen sehr komplexen technischen Aufbau hat, und wir den Umfang der Reparaturarbeiten nicht abschätzen konnten, haben wir den Orgelsachverständigen der EKvW, Herrn Dr. Christian Tacke, um ein Gutachten gebeten.

Im Rahmen dieses Gutachtens erfuhren wir, welch einen wertvollen Schatz wir mit unserer Orgel haben. Gebaut wurde sie von der Firma Ibach (Ibach-Orgel). Die Firma war bekannt für ihre Qualitätsarbeit und die Verwendung hochwertiger Materialien. Das Pfeifenwerk mit mindestens 9 Registern und die ursprünglichen Windladen sind noch komplett erhalten. Wahrscheinlich ist der Anteil der originalen Substanz noch höher.

Wann die Orgel genau angeschafft wurde, ist nicht mit letzter Klarheit zu sagen. Eine örtliche Tradition besagt, dass sie als gebrauchte Orgel aus dem Sauerland, evtl. aus dem Kloster Grafschaft, Mitte des 19. Jahrhunderts gekauft wurde. Andererseits ist im Werkverzeichnis der Firma Ibach für 1868/69 eine Orgel mit 12 Registern, aber nicht genannten Manualanzahl verzeichnet. In jedem Fall wird unsere Orgel seit ca. 150 Jahren in unserer Kirche in Ergste gespielt.

Eine Beschäftigung mit der Geschichte unserer Orgel ist in höchstem Maße spannend.

Wie geht es jetzt weiter. Auf der Basis des Gutachtens des Orgelsachverständigen wurden Angebote von kompetenten Orgelbaufirmen eingeholt, um den Kostenrahmen abzuschätzen. Am 02.06.2015 hat das Presbyterium nach ausführlicher Diskussion die notwendigen Wartungs- und Reparaturarbeiten zur Substanzerhaltung der Orgel beschlossen. Der Auftrag zur Orgelrenovierung wurde an die Firma Orgelbau Schulte aus Kürten vergeben. Als Arbeitsbeginn wurde Anfang Januar 2017 vereinbart. Die Arbeiten werden ca. 10 Wochen dauern, so dass wir während dieser Zeit auf unser Orgelspiel verzichten müssen. Die Orgel ist jedoch spätestens bis zum Beginn der Osterfeierlichkeiten wieder in vollem Umfang spielbar.

Es ist nicht einfach, die Geschichte unserer Orgel einigermaßen sicher zu rekonstruieren, da unsere Kirchenakten dazu unvollständig sind. Ein erstes Licht ins Dunkel brachte Bernd Westerhoff, der aufgrund seiner persönlichen Bekanntschaft mit dem Münsteraner Professor Blindow Unterlagen über unsere Orgel besorgt hat. Dabei handelte es sich um Akten, die Professor Blindow von dem ehemaligen Ergster Gemeindepfarrer Goeke viele Jahre nach dessen Pensionierung besorgte. Diese Unter-lagen beleuchten allerdings nur den Zeitraum ab 1945 bis 1970. Weitere Unterlagen sollten im Archiv in Bielefeld liegen. Auch dort gab es Fundstellen zu unserer Orgel, die bis zum 15. Februar 1865 zurückreichen. Beim Lesen gab es allerdings Probleme. Die Texte waren in alter deutscher Schrift und sehr ausgeschriebener Handschrift verfasst. Zum Glück gibt es noch Menschen, die diese Schrift flüssig lesen können, man muss sie aber suchen und finden. Das ist schließlich mit dem ehemaligen Schulleiter Friedhelm Berthold aus Hennen gelungen.

Zuvor wurde erwähnt, dass im Ibach-Werkverzeichnis eine Orgel für Ergste im Jahr 1868 aufgeführt ist. Vermutlich ist die Orgel aber noch älter und auch deutlich vor 1868 in unserer Ergster Kirche eingebaut worden. Ein Protokollauszug der Gemeinde vom 15.02.1868 bezieht sich auf eine Presbyteriumssitzung vom 18.10.1865. Bei der wurde dem Presbyterium mitgeteilt, dass die Orgel reparaturbedürftig sei. Der Kostenaufwand wurde auf 500 bis 600 Taler geschätzt (was etwa dem drei- bis vierfachen Jahresgehalt eines Arbeiters entsprach, bzw. umgerechnet ca. 15.000 – 18.000 €). Das Presbyterium genehmigte nach erheblichen Diskussionen, so wie heute auch, die Reparatur. Erstaunlich ist jedoch der Nachsatz: „…(das Presbyterium)….beantragt jedoch, diese Reparatur so lange hinauszuschieben, bis die erheblichen Kosten des Erweiterungsbaus der hiesigen Schule gedeckt seien, evtl. bis die Reparatur so auffällig hervortrete, dass dieselbe sofort zur Ausfertigung kommen müsse….“

Daraus lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen: 1. Das Entstehungsjahr der Orgel liegt deutlich vor 1868. Die Feststellung im Ibach-Werkverzeichnis – Orgel in Erg-ste 1868 – kann sich nur auf die Reparatur in 1868 beziehen, die Ibach durchführte. 2. Der Erweiterungsbau der Ergster Schule scheint von der ev. Gemeinde finanziert worden zu sein, denn sonst könnte das Presbyterium die Orgelreparatur nicht von der Kostenentwicklung des Schulerweiterungsbaus abhängig machen. Die Schule in Ergste muss also bereits damals als ev. Schule geführt worden sein.

Ganz augenscheinlich konnte die Finanzierung insgesamt geregelt werden, denn in einem nächsten Schritt wurde die Erlaubnis der Kirchenoberen und des Staates ein-geholt, was hur handschriftlich und ausschließlich über den damaligen Pfarrer Westhoff lief. Das Schreiben vom 17.02.1868 an den Superintendenten Hülsmann in Iser-lohn begann entsprechend: „Euer Hochwürden ersuchen wir gehorsamst…..die Genehmigung der königlichen Regierung baldmöglichst hoch geruhendst nachzusuchen.“

Am 22.02.1868 schrieb dann der Superintendent Hülsmann an die Regierung und wies auf die Notwendigkeit der Reparatur hin. In dem Schreiben findet man eine Be-sonderheit der Finanzierung: „Die erforderlichen Geldmittel (676 Thaler) sollen durch Umlage auf die Gemeindeglieder aufgebracht werden.“ Im Nachsatz bat Herr Hüls-mann die Regierung, die Umlage festzusetzen und für vollstreckbar zu erklären. Ein-sprüche gegen dieses Steuergesetz habe es nicht gegeben.

In der Prebyteriumssitzung am 15.03.1868 lag bereits die Genehmigung der Regierung zur Steuerfestsetzung für die Orgelreparatur vor. Diese „Sondersteuer“ galt al-lerdings nur für 1868, so dass die Firma Ibach unverzüglich mit der Orgelreparatur beginnen musste. Was konkret repariert oder umgebaut wurde, darüber gibt es leider keine Unterlagen.

Auffallend ist jedoch die Geschwindigkeit, mit der die Genehmigungen abgewickelt wurden, obwohl alles handschriftlich verfasst und mit Postkutschen versendet werden musste.

Das damalige Presbyterium bewies einige Jahre später erneut Weitblick. Im Mai 1888 schloss die Gemeinde einen „Contract“ mit der Firma Richard Ibach, mit dem Ibach „die Unterhaltung der Orgel in der evang. Kirche in Ergste übernimmt“. Mit diesem klassischen Wartungsvertrag verpflichtete sich Ibach zu umfangreichen Arbeiten. Für diese Arbeiten erhielt Ibach 18,00 Mark pro Jahr. Da der Blasebalg der Orgel noch keinen Elektromotor zur Lufterzeugung hatte, musste die Gemeinde für Reparaturen eigene Dienstleistungen stellen. „Der Bälgetreter und der etwa notwendige Knabe zum Anhalten der Tasten werden von der Gemeinde gestellt und bezahlt“.

Die grundlegende Reparatur in 1868 und die regelmäßige Wartung hielten die Orgel bis etwa 1927, fast 60 Jahre, spielfähig.

Am 10. Juli 1927 beschloss dann das Presbyterium, die Orgel technisch aufzurüsten und ein elektrisches Orgelgebläse anzuschaffen. Da die Gemeinde in den wirtschaft-lich schwierigen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg kein Geld für diese Anschaffung hatte, erklärte sich der Gutsbesitzer Althoff aus Ergste bereit, der Gemeinde ein Dar-lehn über 4.000 Reichsmark zu 6% Zinsen und 4% Tilgung zu geben. Die Darlehnsaufnahme wurde am 19.07.1927 vom „Evangelischen Konsistorium der Provinz Westfalen“ und am 06.09.1927 vom Regierungspräsidenten in Arnsberg genehmigt.

Da für den Zeitraum 1927 bis 1945 keinerlei Unterlagen zur Verfügung stehen kann nur vermutet werden, dass die Orgel bis 1933 aus wirtschaftlichen Gründen und ab 1933 wegen der kirchenfeindlichen Haltung der Nationalsozialisten und während des Zweiten Weltkrieges keinerlei Wartung erfuhr. So war sie nach Kriegsende nicht mehr spielbar. Die Gemeinde benutzte stattdessen ein geliehenes Harmonium.

Aber bereits im Juli 1945 wurde der damalige Pfarrer, Herr Goeke, aktiv und fragte bei der Orgelbauanstalt Paul Faust in Schwelm nach dem Preis eines elektrischen Windmotors. Außerdem sollte die Orgel überholt werden. Das Ganze zog sich mehr als ein Jahr hin mit rel. umfangreichem Schriftverkehr, bei dem es um Arbeitsbeginn, Orgelstimmung, Stromspannung, Holzlieferungen als Kompensation, Bereitstellen von Bezugsscheinen für Metallteile usw. ging. Ob überhaupt und wenn ja, welche Arbeiten die Firma Faust tatsächlich erledigte, ist heute nicht mehr festzustellen.

Ab 1949 normalisierten sich die Verhältnisse in Deutschland zunehmend, was daran zu erkennen ist, dass zunehmend Angebote von Orgelbauern eingingen. Pfarrer Goeke blieb weiterhin aktiv, da für ihn eine Kirche ohne Orgel undenkbar war. So wandte er sich, da er umfangreiche Umbauten, Renovierungen und Erweiterungen der Orgel beabsichtigte, im Mai 1951 an den „Orgel- und Glockensachverständigen“ der Evangelischen Landeskirchen von Westfalen (Süd), Herrn Kantor Hans Königsfeld, um die Orgel zu begutachten. Gleichzeitig bat er Herrn Königsfeld, „wenn Sie sich höheren Ortes dafür verwenden würden, dass uns ein Teil der Reparatur- bzw. Wartungskosten z.B. seitens der Synode Iserlohn, bei der wir einen Antrag gestellt haben, zur Verfügung gestellt werden.“

Das Gutachten von Herrn Königsfeld fiel entsprechend aus. Zustand der Orgel – auf Grund der Kriegseinwirkungen trostlos; trotzdem lohne sich eine umfangreiche Repa-ratur wegen des regen Interesses der Gemeinde Ergste an Kirchenmusik und weil „viele Bewohner und Lehrgangsteilnehmer des Hauses Villigst den Gottesdienst in Ergste besuchen.

Der Finanzierungsplan sah folgendes vor:

Kostenvoranschlag 6.000 DM

Vorhandene Mittel 3.500 DM (Spenden; davon kath. Gemeinde 200 DM)

Fehlbetrag 2.500 DM (wird von der Synode zur Deckung erbeten)

Zum Vergleich und zur Würdigung des Spendenaufkommens: 1951 betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Arbeiters 3.579 DM.

Der Finanzierungsplan sah eine Beteiligung der Synode in Höhe von 2.500 DM vor. Aber wie zu erwarten, bewilligte diese nur einen Betrag von 500 DM, so dass die Gemeinde zusätzlich 2.000 DM aufbringen musste.

Während dieses gesamten Verfahrens holte Pfarrer Goeke zielorientiert mehrere Angebote ein, u.a. von der damals bekannten Firma E. F. Walker & Co aus Ludwigsburg, die ihm aber, sehr geschäftstüchtig, anstelle einer Reparatur von rd. 10.000 DM gleich eine neue 2-manualige Schleifladenorgel einschl. Windmotor für 12.000 DM anbot („diese Orgel würde für den Kirchenraum voll ausreichen“).

Völlig unbeeindruckt von der allgemein schwierigen finanziellen Situation entschied sich Pfarrer Goeke, mit Schreiben vom 03.11.1951 den Reparaturauftrag an die da-mals sehr bekannte Firma Paul Ott in Göttingen zu vergeben. Gleichzeitig reduzierte er den Reparaturumfang in der ersten Stufe auf 4.410 DM. Die Zustimmung des Presbyteriums war sicher nur eine Formfrage, denn über kontroverse Diskussionen ist nichts bekannt.

Ott wollte mit den Reparaturarbeiten Anfang Januar 1952 beginnen, setzte aber die Lieferung des elektrischen Windgebläses voraus. Im Januar 1952 beginnt Ott kei-neswegs mit der Reparatur, so dass intensiver Schriftverkehr einsetzt. Pfarrer Goeke drängt auf zügigen Beginn, Ott hat augenscheinlich erhebliche Probleme bei seiner Arbeitsplanung. Nach umfangreichem Schriftverkehr verspricht Ott schließlich, im Juni 1952 mit der Arbeit anzufangen, nicht ohne vorher noch einige kostenträchtige „Verbesserungsvorschläge“ zu machen, auf die Herr Goeke aber nicht eingeht. Tatsächlich beginnt die Reparatur nach vielem Hin und Her im September 1952 und dauert in jedem Fall bis Ende Oktober 1952. Am Sonntag, dem 09.11.1952, um 9:30 Uhr im Gottesdienst, wird dann die erneuerte Orgel eingeweiht. Am gleichen Tag um 20:00 „wird aus Anlass des Weihetages eine Kirchenmusik angeboten“ unter Mitwirkung von Chor und Solisten. Einer der Solisten war der externe Organist Helmut Winter, und wie bei Solisten einerseits und starken Individuen andererseits (z.B. Pfarrer Goeke) zu erwarten, gab es über die Ausgestaltung der zu spielenden Orgelwerke umfangreichen Schriftverkehr, bis man sich schließlich einigte.

Nach 1952 tritt erstaunlicherweise eine Zeit relativer Ruhe ein. Die Firma Ott hat einen Wartungsauftrag, den sie aber augenscheinlich sehr variabel vornimmt, so dass Pfarrer Goeke sie im März 1957 schriftlich auffordert, den jeweiligen Arbeitsbeginn mit ihm abzustimmen und die Überprüfung der Orgel „in Gegenwart mindestens des Organisten erfolgen zu lassen.

Ab April 1964 ist es aber mit dieser relativen Ruhe vorbei, denn die Firma Paul Ott gibt ein Angebot ab, in dem ein umfangreicher Umbau der gesamten Orgel geplant ist.

Die Orgel sollte auf zwei Manuale erweitert werden. Dazu musste aber ein Rückpositiv gebaut werden, für das sich der Einbau in die Brüstung der Empore anbot. Dafür war aber die vorhandene Empore nicht groß genug. Der Spielschrank, der sich an der rechten Seite der Orgel befand (vom Altar aus gesehen), sollte in der Front der Hauptorgel eingebaut werden. Die Windlade, die im Turm montiert war, sollte in die Orgel verlegt werden, um nicht die kalte Turmluft in die Kirche zu befördern. Das An-gebot der Firma Ott vom 17. April 1964 für diesen technischen Umbau belief sich auf 18.500 DM.

Im Juli 1964 gab der Orgel- und Glockensachverständige der Landeskirche, Hans Königsfeld, sein Einverständnis zu dem Angebot der Firma Ott, wies aber darauf hin, wegen des Durchbruchs der Brüstung für das Rückpositiv tunlichst das Landesdenkmalamt einzuschalten.

Diesem großen Umbau gingen natürlich langwierige Überlegungen voraus, denn neben den rein technischen Erneuerungen der Orgel mussten auch ästhetische und raumtechnische Aspekte berücksichtigt werden. So hat bereits am 30. März 1960 der Architekt Herwarth Schulte aus Dortmund eine komplette Zeichnung der Ansicht und Anordnung des Rückpositivs vorgelegt und im Mai 1967 unter „Einhaltung der Grundlagen der Orgelbaufirma Ott“ ergänzt. Diese Darstellung wurde schließlich umgesetzt. Man kann also davon ausgehen, dass dieser Umbau insgesamt eine gedankliche Vorgeschichte hat, die voraussichtlich etwa 1957/1958 begann.

Wann die Firma Ott den Auftrag für den Umbau und die Renovierung der Orgel erhielt, ist nicht genau festzustellen. Anhand des Schriftverkehrs muss es aber im Juli oder August 1964 geschehen sein. Ott versprach, mit dem Umbau im Juli / August 1965 zu beginnen. Der ab Ende 1965 einsetzende Schriftverkehr mit Ott, der ausschließlich von Pfarrer Goeke geführt wurde, hat es in sich. Herr Goeke forderte wegen der ständigen Verzögerungen immer wieder eine definitive Zusage über einen endgültig festen Arbeitsbeginn mit zügiger Fertigstellung, Herr Ott hatte ständig Entschuldigungen, warum er im Augenblick nicht beginnen könne. Diese Korrespondenz, sehr exakt mit Schreibmaschine und etlichen Durchschlägen oder auch auf Postkarten geschrieben, nahm von Seiten Goeke im Laufe der Jahre an Schärfe zu, die Antworten von Ott wurden immer abstruser. Im Oktober 1966, also zwei Jahre nach Auftragserteilung, versprach Ott, mit den Arbeiten im Dezember 1966 bzw. Januar 1967 zu beginnen. Natürlich begannen die Arbeiten nicht Anfang 1967. Mal sind zwei Mitarbeiter überraschend für mehrere Monate wegen der Theoretischen Schulung zur Meisterprüfung ausgefallen; mal fällt der für die Arbeiten in Ergste vorgesehene Mitarbeiter krankheitsbedingt für einige Zeit aus. Dann soll ein Mitarbeiter von Ott mit dem Umbau der Ergster Orgel sein Meisterstück machen und kurzfristig kommen (März 1967), was aber nicht geschieht. Ein weiterer vorgesehener Mitarbeiter verletzt sich bei Arbeiten an der Hobelbank und fällt längere Zeit aus (Januar 1968).

Im Februar 1967 ist Herr Goeke derartig genervt, dass er Ott schriftlich auffordert, seine Arbeiten spätestens zum 25. April 1967 zu beginnen und zügig zu beenden, ansonsten würde die Gemeinde vom Vertrag zurücktreten. Aber tatsächlich passiert nichts, Ott liefert nicht und die Gemeinde tritt auch nicht vom Vertrag zurück.

In seiner Verzweiflung sprach Herr Goeke zwischenzeitlich noch andere Orgelbauer an, allerdings unverbindlich, was er aber nicht weiter verfolgte, denn Herr Ott teilte im März 1967 mit, dass die Arbeiten endgültig und spätestens nach Ostern beginnen würden. Nach umfangreichem Schriftverkehr zwischen den Beteiligten teilte Herr Ott am 21.02.1968, also ein Jahr später, mit, dass der eigentlich eingeteilte Mitarbeiter erneut zwei schwere Arbeitsunfälle erlitten habe, dass aber die Arbeiten an der Orgel endgültig im März 1968 beginnen würden. Zwischenzeitlich meldet sich zum wiederholten Male auch die Landeskirche bei Herrn Goeke. Sie bietet keine Unterstützung an, sondern bittet um einen Zustandsbericht.

Im April 1968 verspricht Herr Ott nach einem Telefongespräch mit Herrn Goeke, spätestens am 07.05.1968 mit der Arbeit in Ergste anzufangen. Bevor Ott jedoch mit seinen Arbeiten beginnt, bittet er um eine Vorauszahlung von 7.000 DM. Auch diese Überweisung setzte damals Schriftverkehr in Gang, alles mit mehrfacher Durchschrift mit Kohlepapier. Wann die Firma Ott schließlich mit den Arbeiten angefangen hat, lässt sich aus dem vorhandenen Material nicht feststellen, beendet wurden die Arbeiten wahrscheinlich im September 1969, also rd. 5 Jahre nach Auftragserteilung. Die Schlussrechnung der Firma Ott belief sich einschl. 11% Mehrwertsteuer auf 29.689,95 DM. Diese Rechnung setzte erneut einen umfangreichen internen und externen Schrift- und Telefonverkehr in Gang, da Herr Goeke damit nicht einverstanden war. Schließlich einigte man sich aber auf den Rechnungsbetrag der Firma Ott.

Ott hat in Abstimmung mit Pfarrer Goeke eine Neuintonation durchgeführt, und zwar wurde der Orgelklang von romantisch nach Barock verändert; deshalb auch der Na-me „Ibach-Ott-Orgel“.

Abgenommen wurde die Orgel am 11.03.1970 durch den Orgel- und Glockensachverständigen der Ev. Kirche von Westfalen, Dr. Wilfried Stüven. Es gab keine Bean-standungen, allerdings musste sich Ott verpflichten, bei der nächsten Revision einige „intonatorische Unebenheiten“ zu glätten. In seinem Abnahmebricht empfahl Herr Stüven eine pflegliche Behandlung dieses wertvollen Instrumentes, nicht nur durch regelmäßige Wartung und Stimmung, sondern auch durch Aufrechthalten eines an-gemessenen Raumklimas, d.h. Luftfeuchtigkeit von 65% - 75%, Raumtemperatur von 5° - 18°, Hoch- und Runterfahren der Heizung max. 2° pro Stunde.

Der Umbau der Orgel war also Anfang 1970, nach mehr als 5 Jahren, endgültig abgeschlossen.

Trotz aller Verzögerung durch Ott hat Pfarrer Goeke wohl nie daran gezweifelt, dass die Orgel, wenn auch verzögert, irgendwann fertig gestellt wird. Das lässt sich daraus ableiten, dass er alle Begleitarbeiten und Gewerke zeit- und zielorientiert bestellte. Diese Arbeiten sind erstaunlich umfangreich und entsprechen mit 15.144,08 DM rd. 50% der Orgelumbaukosten.

 

Ein Bericht von Wolfgang Schneider